Aus dem Ausschreibungstext:

Das Jahr 2010 markiert für die römisch-katholische Kirche in Deutschland eine Zeitenwende. Mit dem Öffentlich-Machen des jahrzehntelangen Missbrauchs am Canisius-Kolleg wurde das bis dahin vorherrschende Narrativ, Missbrauchsfälle seien in Einrichtungen, Räumen und Kontexten der katholischen Kirche lediglich tragische Einzelfälle, nachhaltig erschüttert.

Seit der 2018 veröffentlichten MHG-Studie ist klar: Sexueller Missbrauch geschieht innerhalb der katholischen Kirche in einem sehr spezifischen Geflecht aus strukturell vorgegebenen und theologisch gestützten Abhängigkeitsverhältnissen und Machtungleichheiten. Diese Erkenntnis stellt auch für die Theologie, nicht zuletzt aufgrund ihrer engen Verzahnung mit kirchlicher Praxis, eine immense Herausforderung dar.

Dass diese Herausforderung wahrgenommen und bearbeitet wird, zeigt sich an zahlreichen Publikationen und Tagungen. Die Rolle der Bibel, ihrer Auslegung und Rezeption für das Anbahnen, Begehen und Vertuschen sexuellen Missbrauchs wird dabei aktuell insbesondere in praktisch-theologischen Arbeiten in den Blick genommen.

Zu vertiefen ist jedoch die spezifisch bibelwissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema Missbrauch als einem zentralen Kontext theologischen Denkens und Handelns. Hierzu möchte die Tagung durch eine eingehende bibelhermeneutische Reflexion und den interdisziplinären Austausch einen weiterführenden Beitrag leisten.

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