Basisinformationen
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Zum Ausmaß von Missbrauch an erwachsenen Frauen in der katholischen Kirche gibt es bislang nur wenige Studien.
Kleinere Studien und Dokumentationen, die seit den 1990er Jahren entstanden, geben jedoch einen ersten Aufschluss über das Ausmaß:
- Chibnall et al. veröffentlichten 1998 eine Studie über sexuellen Missbrauch an Ordensfrauen in den USA. 29,3% der 578 befragten Ordensfrauen gaben damals an, während ihrer Zeit im Orden sexuellen Missbrauch erlebt zu haben.
- Berichte der Ordensfrau Maura O’Donohue, die 2001 öffentlich wurden, dokumentieren Fälle sexuellen Missbrauchs und reproduktiver Gewalt in 23 Ländern in Afrika, Asien, Nord- und Südamerika.
- Mit „Erzählen als Widerstand“ ist 2020 ein Buch erschienen, in dem 23 Frauen über verschiedene Formen des Missbrauchs berichten, der ihnen im Erwachsenenalter widerfahren ist. Die meisten der Fälle haben sich in Deutschland zugetragen.
Diese Studien, Berichte und Erzählungen machen deutlich, dass es eine große Zahl von Frauen gibt, die als Erwachsene im Raum der katholischen Kirche Missbrauch erfahren und häufig schwer unter den Folgen des Missbrauchs leiden. Sie zeigen, dass es sich nicht um ein regional begrenztes Phänomen handelt, sondern Frauen auf der ganzen Welt betroffen sind. Sie weisen auf strukturelle Ursachen hin, die im System der katholischen Kirche gründen und nach wie vor ein Risiko für Frauen weltweit darstellen.
Überall wo Frauen in der katholischen Kirche tätig sind, sind sie potenziell der Gefahr des Missbrauchs ausgesetzt.
Sei es in Ordensgemeinschaften oder in geistlichen Gemeinschaften, in geistlicher Begleitung oder in der Beichte, in Verbänden und Vereinen oder in verschiedenen Anstellungsverhältnissen.
Voraussetzung für Missbrauch ist das Vorhandensein eines Macht- oder Autoritätsverhältnisses, das die Täter:innen häufig zu einem Abhängigkeitsverhältnis ausbauen. Ihren Macht- und Autoritätsüberschuss nutzen sie, um eigene Bedürfnisse auf Kosten der Betroffenen zu befriedigen.¹ Als Täter sind meist Kleriker im Fokus, die in einem „doppelt asymmetrische[n] Verhältnis“² zu Frauen stehen: Als Männer in einer patriarchal geprägten Welt, haben sie gegenüber Frauen eine herausgehobene Stellung. Zusätzlich kommt ihnen als Priester in der katholischen Kirche durch ihre Weihe eine besondere Stellung gegenüber Lai:innen zu.
Machtverhältnisse, die für Missbrauch ausgenutzt werden können, gibt es aber z.B. auch zwischen einem Chef, der kein Priester ist, und seiner weiblichen Mitarbeiterin in einer katholischen Einrichtung oder zwischen einer Ordensoberin und ihren Mitschwestern.
[1] Haslbeck, Barbara / Heyder, Regina / Leimgruber, Ute, Erzählen ist Widerstand. Zur EInführung, in: Haslbeck, Barbara et al. (Hg.), Erzählen als Widerstand. Berichte über spirituellen und sexuellen Missbrauch an erwachsenen Frauen in der katholischen Kirche, Münster 2020, 13-24, 19.
[2] Heyder, Regina / Leimgruber, Ute, Spiritueller und sexueller Missbrauch an erwachsenen Frauen. Was aus den Berichten von Betroffenen zu lernen ist, in: Haslbeck, Barbara et al. (Hg.), Erzählen als Widerstand. Berichte über spirituellen und sexuellen Missbrauch an erwachsenen Frauen in der katholischen Kirche, Münster 2020, 187-220, 202.
Je nach Art des Missbrauchs und den persönlichen sowie strukturellen Ressourcen, die den Betroffenen bei der Verarbeitung des Missbrauchs zur Verfügung stehen, variieren die Folgen stark.
Generell kann man zwischen den direkten Folgen, die durch den Missbrauch selbst entstehen, und den sekundären Folgen unterscheiden, die erst im Nachhinein durch den Umgang Dritter mit den Betroffenen entstehen.
Zu den direkten Folgen können unterschiedliche körperliche sowie psychische Symptome zählen. Viele Betroffene beschreiben den Missbrauch als traumatisierendes Erlebnis, das sie noch jahrelang in Form von Flashbacks verfolgt. Viele leiden unter Scham- und Schuldgefühlen und der Erschütterung des Vertrauens durch die Täter:innen. Wenn Betroffene beginnen über ihre Erfahrungen zu sprechen – mit Vertrauenspersonen, Missbrauchsbeauftragten, der Polizei oder vor Gericht – birgt das die Gefahr erneuter Verletzungen.
Durch das Sprechen über den erlebten Missbrauch und unsensiblen Nachfragen kann es zu Retraumatisierungen kommen. Wird Betroffenen nicht geglaubt, ist das ein erneuter Vertrauensbruch, der zu einer Neutraumatisierung führen kann. Diese erleben manche Betroffene als schlimmer als den ursprünglichen Missbrauch.¹