The Sexual Abuse of Women by Members of the Clergy
The Sexual Abuse of Women by Members of the Clergy
Jefferson
Kurzrezension
Mit „The Sexual Abuse of Women by Members of the Clergy” legte Kathryn Flynn 2001 die erste qualitative Studie zu Missbrauch in religiösen Gemeinschaften vor, die explizit auch Frauen berücksichtigte, die Missbrauch im Erwachsenenalter erfahren hatten. Von den 25 Frauen, die sie interviewte, hatten 18 Frauen als Erwachsene viktimisiert worden, sieben im Kindes- und/oder Jugendalter. Die Teilnehmerinnen, die zum Zeitpunkt der Befragung zwischen 23 und 68 Jahre alt waren, kamen aus elf verschiedenen U.S.-Bundesstaaten und hatten Missbrauch durch Kleriker*innen unterschiedlicher christlicher Konfessionen erfahren. Die narrativen Interviews bieten einen weitreichenden Einblick in die Umstände und Folgen des Missbrauchs. So analysiert Flynn unter Einbezug von Traumatheorien und den Erkenntnissen zu professionellem Fehlverhalten Tatanbahnungsstrategien, die Deutung des Missbrauchs durch die Betroffenen, Reaktionen Dritter (insb. der religiösen Gemeinschaften) auf Offenbarungen des Missbrauchs sowie Folgen für die Betroffenen. Ohne den Begriff zu verwenden, weist sie auf epistemische Ungerechtigkeiten hin, die auftreten, wenn Betroffene für unglaubwürdig erklärt werden oder die Beziehung zum Täter als konsensuell bezeichnet wird (vgl. 14; 189). Ein wichtiger Schlüssel zur Vermeidung weiterer Verletzungen und ein unerlässlicher Schritt auf dem Weg zu Heilung bestehe darin, dass Betroffene zu einer eigenen Deutung der Missbrauchserfahrung kommen, deren Missbrauchscharakter anerkennen und dass das Umfeld diese Deutung akzeptiert (vgl. 182; 216). Flynn‘s Studie stellt mit ihrem sehr umfassenden und differenzierten Blick auf den Missbrauch von der Tatanbahnung bis hin zum Umgang der Betroffenen mit dem Missbrauch und den Reaktionen auf ihr Sprechen eine wichtige Grundlagen für die weitere Forschung dar.